Von Veröffentlicht am Freitag, 12. Februar 2021

Wurzelstöcke

Auf Hochdeutsch: „Den Wurzelstock einer gefällten Fichte ausgraben“. Werden Waldbäume gerodet, bleiben die Baumstümpfe – auch Wurzelstöcke, Knorze, Stucken genannt – im Boden. Sie verrotten und bilden so neuen Lebensraum.

Wertvolle Ressourcen

Nach dem Krieg war Brennmaterial knapp. Manche Waldfläche wurde ein Kahlschlag. Die Folge: Baumstümpfe. Wer konnte, grub welche aus. Unser Vater konnte, fragte, durfte. Ging ans Werk. Mit Schaber, Pickel, Säge und einer schmalen, langen Axt. Die hatte er sich machen lassen. Ein Nachbar in seinem Heimatdorf war Schmiedemeister.

Mit dem Vater im Wald

Die Mutter hatte nichts dagegen, wenn wir 11 und 13 Jahre alten Buben den Vater begleiteten. Sie sorgte sich, wenn er allein im Wald war. Unsere Aufgabe war es, die Steck zu untergraben und die seitlichen Wurzelstränge freizulegen. War das gemacht, legte der Vater das Brecheisen an und schaute dabei konzentriert auf den Stock. Dann legte er die Stange weg, deutete auf eine Stelle und sagte: „Dou is die Herzworzel, dutt sa amoll nuch aweng ausgroum“. Wir taten wie geheißen und lernten: Große Baumstümpfe haben in ihrer Mitte eine tief in die Erde gehende Pfahlwurzel. An die ist nur schwer heranzukommen. Leichter geht‘s mit klanera Steck. Kniend und auf dem Bauch liegend haben wir also die Erde weggescharrt und die Pfahlwurzel soweit freigelegt, dass Vater sie mit seiner oben genannten Spezialaxt durchtrennen konnte.

Erfolgreich

Dann lag der Stock vor uns. Wir bewunderten das verschlungene Wurzelwerk, das jahrzehntelang eine Fichte genährt und getragen hatte. In der Bibel steht, belehrte uns der Vater, dass Gott seine Werke als sehr gut bezeichnet habe. Ein Baum sei ein Wunder seiner Schöpfung. Dann spaltete er den Stock mit Keilen und Schlegel in transportable Teile. Daheim wurden diese zersägt, auf dem Hackstock zerkleinert und zum Trocknen aufgeschichtet.

Ach ja…

Steck groum war harte Arbeit. Ein Bekannter hat solche Holzarbeit einmal so kommentiert:
Des macht zwamol warm. Erscht beim Groum, später in dr Stoum