Von Veröffentlicht am Sonntag, 23. Februar 2020

Am Sonntagvormittag gingen wir drei Geschwister und einige Nachbarskinder regelmäßig zu einem Bauernhaus in der Nähe. Dort erwarteten uns die Töchter einer Bauerswitwe. Sie erzählten uns biblische Geschichten, sangen mit der Gitarre und wir lernten christliche Lieder. Zum Schluss bekamen wir ein Kärtchen mit einem Bibelspruch. Am nächsten Sonntag konnten wir ihn auswendig hersagen. Hatte jemand Geburtstag, sangen die Schwestern ein Segenslied. An eines erinnere ich mich: „Lieber Heiland segne das Geburtstagskind und mit ihm auch alle, die hier mit uns sind“.

Passte das Wetter, spielten wir hinterher, draußen unter Hühnern und Enten. Die rannten zwar weg, wenn wir rumtobten, hinterließen aber ihre… na ihr wisst schon. „Taler, Taler, du musst wandern von der einen Hand zur andern“ – „Dreht euch nicht um, der Plumpsack läuft herum“ – und andere Gruppenspiele. Das war lustig und wir hatten viel Spaß dabei. Wenn wir heimkamen, fing uns die Mutter an der Haustür ab. Mit verdreckten Schuhen durften wir nicht rein. Also runter mit den Tretern. Die große Schwester wurde in der Küche gebraucht, der kleine Bruder verzog sich. Mir oblag es, die Schuhe zu reinigen; war als 6jähriger schon der Schuhputzer der Familie.

Die Sonntagsschule war eine beliebte Abwechslung. Und was wir damals auswendig lernten, können wir heute noch aufsagen. Auch übten wir freundlich und rücksichtsvoll miteinander umzugehen. „Einer achte den andern höher als sich selbst“ – einer der Bibelsprüche. Die Frauen hatten keine religionspädagogische Ausbildung, aber sie waren voll herzlicher Liebe zu uns Kindern. Ich blieb lange mit ihnen in Kontakt.

Das war 1940. Der Vater musste „eirucken“. So sagte man damals, wenn jemand in den Krieg ziehen musste. Ach ja. Eines Tages griffen BDM und HJ nach uns Kindern. Dazu kommt noch was.

Die Sonntagsschule hat mich positiv geprägt. Gewiss trug sie dazu bei, dass ich Jahrzehnte später mich in den Dienst der bayerischen Landeskirche rufen ließ. Als Spätberufener.