„Frau Sommermann derfn mer mol in die Werkstatt, mir missten an unere Schiern noch wos machen. Daham ka Werkzeig dezou“. Die Mutter kannte die beiden. „Vo mir aus, obber passt auf, daß nex passiert“, sagte sie, sperrte das Tor auf und ließ sie an die Werkbank, nicht ohne sie nochmal zu warnen: Dass ihr mir ja nex kaputt macht und rammt wejider alles richtig auf!“

Das Material, aus denen die Jungs Ski‘s machen wollten, waren zwei ziemlich dicke ungehobelte Fichtenholzbretter, ziemlich kurz und ziemlich breit. Keine Bindung, keine gebogene Spitze. Die Jungs machten sich ans Werk. Wenn ich mich recht erinnere, war das an einem Januartag 1943.

Nach ein paar Stunden, es dämmerte schon, kamen sie staubbedeckt ins Haus und zeigten meiner Mutter stolz das Ergebnis. Diese verkniff sich einen Kommentar. Als die Buben gegangen waren, sperrte sie die Werkstatt ab. „Schee aufgrammt ham sa, alles wejider, des muss ich soung“, sagte sie als sie wiederkam. „Obber ejich beji gspannt, ob des gieht.“

Ich hab die Bretter auch gesehen und erhebliche Zweifel gehabt, ob die überhaupt gleiten können. Hobeln war wohl gescheitert, das sah ich. Und so hatten die Buben die Unterseite mit Sandpapier einigermaßen glattgeschliffen. Vorn hatten sie die Bretter seitlich und von unten mit einer Säge zugespitzt. Die Bindung sah abenteuerlich aus. Holzklötze, Lederriemen, einfach angenagelt. „Morng nouchmittouch fahrn mer Schie, am Bassin!“ sagten sie, als sie gingen. Ich nahm mir vor, dabei zu sein. Mit meinen vom Vater gefertigten Skiern.

Dann war es soweit. Rauf zum Hang, die Schuhe in das, was die Buben Bindung nannten, gezwängt, und los! Angeschoben mit Haselnussstöcken. Nur ein paar Zentimeter rutschten die Bretter, dann gab es einen Purzelbaum wie ich noch keinen gesehen hatte. Sah wie die Bretter davonflogen. Sah aber auch, dass der junge Skifahrer unverletzt aufstehen konnte, die Bretter aufhob und wortlos davonging. Der erste Start war auch der letzte.

Später soll er gesagt haben, wenn er das richtige Werkzeug gehabt hätte… Das gab es bei meinem Großvater im Nachbardorf. Der machte richtige Skier aus Eschenholz. Mit richtiger Bindung und im Dampfkessel gebogener richtiger Spitze. Aber der Großvater hätte ihm wohl kaum die Erlaubnis zum Eigenbau gegeben.