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Romero, Oscar A.

Jesús Delgado, Herausgeber des Buches „Nicht schweigen“ war Oscar A. Romeros Sekretär während dessen gesamten Amtszeit als Erzbischof in San Salvador und ist somit ein ganz besonderer Zeuge seines Lebens.

Delgado zeigt in diesem Buch anhand der Privatkorrespondenz von Oscar Romero, die erstmalig auf Deutsch vorliegt, dessen Entwicklung vom „Handlanger der Macht zum Anwalt der Armen“, wie es im Untertitel treffend heißt.

In dieser etwas anderen Biografie stellt Delgado jedem Kapitel einen Brief des Bischofs voran und verzichtet dabei ganz bewusst auf amtliche Korrespondenz zwischen dem Erzbischof und offiziellen Organen der Kirche oder dem Staat. Vielmehr konzentriert er sich auf private Briefwechsel und spiegelt so Oscar Romeros ureigene Empfindungen und Gedanken wieder.

Jedem Brief folgt ein Kommentar, der Bezüge zum geschichtlichen Umfeld, zu den Texten der Bibel und zur Persönlichkeitsentwicklung des Erzbischofs herstellt. Auf diese Weise wird die gesamte Tragik des mittelamerikanischen Landes deutlich; der Wandel des Bischofs vom Vollzieher liturgischer Riten zum Sprecher für die Ärmsten wird nachvollziehbar.

Den Rechtlosen, den Unterdrückten eine Stimme geben, das war es, was Oscar A. Romero bis zu seiner Ermordung während einer Messe antrieb. Sein Sekretär Delgado bewahrte sein Andenken durch verschiedene Publikationen über den Erzbischof und nicht zuletzt durch diese Biografie. Er wollte weder einen mustergültigen Christen beschreiben, der seinen Einsatz für die Armen als politisch-revolutionäre Waffe sah, noch wollte er die Feinde des Bischofs verunglimpfen, um ihn zu verteidigen. Für ihn steht die priesterliche Dimension von Oscar Romero an vorderster Stelle, deren Mittelpunkt das Vermächtnis von Jesus ist: Einander zu lieben.

Ein starkes Buch, eine ungewöhnliche Biografie über einen außergewöhnlichen Menschen.

– Äußerst lesenswert! –

Für Sie gelesen von unserer Kollegin Claudia Sommermann

Von Veröffentlicht am Montag, 1. Juni 2015