Autor: Harald Glööckler

Verlag: adeo Verlag

ISBN: 9783863342135

Preis: 22.00€

Der deutsche Modedesigner und Promi Harald Glööckler spricht in seinem Buch „Kirche, öffne Dich“ über eben genau das: die Kirche, ihre Zukunftschancen und die Verschlossenheit, die er ihr vorwirft. Als tiefgläubiger Mensch, wie er sich selbst bezeichnet, sieht er die Probleme im Rückgang der Gemeinden und dem geringen Zuwachs nicht im Christentum selbst sondern in der Institution Kirche begründet.
Mit scharfen Worten äußert Glööckler ohne Zurückhaltung Kritik, angereichert mit Anekdoten aus seiner eigenen, schwierigen Kindheit. Ein Schlüsselerlebnis war unter anderem der Moment, als er in der katholischen Kirche Zuflucht vor seinem alkoholkranken und gewalttätigen Vater und seiner desinteressierten Mutter suchte. Statt dem jungen Glööckler zu helfen und Seelsorge zu leisten kehrten ihm die Gemeindemitglieder und Pastoren den Rücken zu.

Als mittlerweile offenkundiger Homosexueller steht Glööckler seit jeher in dem Spannungsverhältnis zwischen Glaube und Sexualität. Und auch hier sieht er einen großen Fehler der Kirchen: statt – wie Jesus in seinen Augen – die Bedürftigen, die Leidenden und Außenseiter, also auch Homosexuelle, aufzunehmen, verschließen die Kirchen ihre Türen. Es sei also kein Wunder, dass das Christentum in den letzten Jahren so wenig Andrang erfährt.

Bei seiner Kritik versucht Glööckler aber stets nicht oberflächlich zu bleiben. Er rekurriert immer wieder auf Bibelstellen und erweckt bei den Leser/innen durch intime Einblicke in sein Leben Mitgefühl. Dabei bleibt er fast immer konstruktiv und bietet Lösungsvorschläge. Wider Erwarten ist der Autor gerade nicht polemisch, sondern überraschend versöhnlich.
Trotz seiner guten Intention und seines Mutes, viele Probleme in der (katholischen) Kirche offen anzusprechen, gelingt es m.M. nach Glööckler nicht, die Leser/innen mitzureißen. Obwohl der Autor sich bemüht seine Leserschaft sowohl emotional als auch intellektuell anzusprechen, bleiben seine Beispiele und Argumente zu schwach und zu oberflächlich recherchiert als dass sie in einer Debatte standhalten könnten. Die Kritik, die Glööckler äußert, ist durchaus gerechtfertigt und sollte schon längst viel intensiver diskutiert werden. Dennoch hat man das Gefühl, dass sich die Argumentation des Autors bereits nach der Hälfte des Buches erschöpft. Eine (bibel-)wissenschaftliche Auslegung und Erforschung der Probleme der Kirche ist m.E. ertragreicher und einflussreicher als Glööcklers Buch.

„Kirche, öffne Dich!“ ist ein kurzweiliges Buch, das für all jene ist, die einerseits mehr über Harald Glööckler und andererseits etwas über die gängige Kritik an der Kirche erfahren wollen. Leser/innen, die mit der Materie bereist vertraut sind, werden aber schnell enttäuscht sein und sollten sich anderer, tiefgründigerer Literatur über das Thema zuwenden.

Von Veröffentlicht am Sonntag, 3. Februar 2019