„Vadder, ich denk, mir sollten die Vorfenster eisetzen, es werd kalt draußen“. Wenn die Mutter das sagte, wussten wir Kinder: Die Advents- und Weihnachtszeit naht. Die Vorfenster lagerten im Sommer in der Hütte und waren markiert. So sah der Vater, welches Fenster in welche Fensteröffnung gehört. Fenster mit Isolierglas kannte man damals nicht. Der Vater hängte also die Vorfenster ein – und wir gingen in den nahen Wald und sammelten dort Moospolster, Zweige, Steine und was uns sonst noch gefiel. Damit füllten wir den Raum zwischen den Fenstern aus und gestalteten eine Landschaft. Wir Jungen hatten mit der Laubsäge aus Sperrholz Rehe und Hasen ausgesägt und bemalt, die Schwester bastelte Pilze und Vögel aus Pappmaschee. Ein Taschenspiegel sollte einen Teich darstellen. In der Weihnachtszeit kam auch schon mal eine Krippe mit Figuren hinzu. Fanden wir einen Kerzenstummel, bekam unsere Fensterlandschaft einen wunderbaren Glanz. Das alles machte uns viel Freude und immer wieder standen wir sinnend – auch singend – vor dem Fenster und ließen die Phantasie schweifen.

Das war im Jahr 1939. Der Krieg begann sich auszuweiten und bald wurde auch der Vater eingezogen. Während der Kriegszeit hielten wir an der Tradition der Fensterlandschaft fest, bis… ja bis die Verdunkelungspflicht kam. Da mussten die Fenster so fest abgedichtet werden, dass nicht der kleinste Lichtschimmer nach außen drang. Der Blick auf die Fensterbank war dann in der romantischen Dämmerung leider nicht mehr möglich.

Ach ja: In der Schule wurden wir darüber informiert, dass stets ein Eimer mit Sand und Schaufel im Dachboden bereitzustehen habe. Und wir sollten den Sand im Eimer ja nicht zum Spielen verwenden. Der Lehrer erklärte uns auch warum. Feindliche Flieger könnten Phosphorbomben abwerfen, die zwar das Dach durchschlagen können, dann aber liegenbleiben und brennen. Mit Wasser seien sie nicht zu löschen, nur mit Sand.